Die weltberühmte Sängerin Elisabeth Schwarzkopf (1915-2006) sagte einmal: „Wovon soll ich singen, wenn ich das Leben nicht kenne?“ Die meisten unserer Konzertbesucher kennen das Leben schon, sind sie doch schließlich in den glücklichen Siebzigern. Also unternehme ich einige Anstrengungen, zumindest dort den den Altersdurchschnitt zu senken, wo ich es beeinflussen kann. Meine Freunde, Bekannte und alle, die es (nicht) hören wollen, sind schon es schon seit vielen Jahen gewöhnt, stets aktuelle Konzerttipps von mir zu bekommen. Facebook, Instagram, Xing, LinkedIn gehören auch dazu. Meine Musikschüler bleiben natürlich auf dem Laufenden. Im Konzertsaal hört man die Ergebnisse der letzten Proben, lernt oft neue Stücke, Interpreten und Komponisten kennen. Noch wichtiger ist es, sich mit Musik zu umgeben, in ihr zu baden, sie aufzusaugen – so, als wäre es unsere Muttersprache. Eine traurige Beobachtung ist, dass sich die Beschäftigung mit Musik auf das Instrument und das wöchentliche Üben zu beschränken scheint. Während das Auslandssemester oder – jahr , um eine Sprache zu lernen fast selbstverständlich ist, scheint das, was zum Greifen nah, unmöglich. Ist das das neue Normal? Haben meine Kolleg*Innen und Konzertveranstalter*Innen sich damit abgefunden? Eine aktuelle Beobachtung: auf meine Einladung zum Besuch der Monooper „Anne Frank“ von Grigori Frid zum ermäßigten Tarif (5 Euro) mit Backstage-Besuch, Gesprächen mit Musikern haben sich von über einhundert angeschiebenen Lehrerkollegen gerade mal 7 (sieben!) Schüler eingefunden.
Wovon sollen die anderen nun singen, geschweige denn spielen?